Wenn die Trauer plötzlich wieder da ist – und warum sie auch bei Tieren ihren Platz hat
Ein Wiedersehen, das alte Gefühle weckt
Heute bin ich jemandem begegnet, der viele Erinnerungen in mir wachgerufen hat.
Ein Nachbar, den ich schon seit vielen Jahren kenne. Ein freundlicher, empathischer Mensch, der als Taxifahrer arbeitet. Früher, als ich noch im Konzern war, hat er mich oft zum Flughafen gebracht. Unsere Gespräche waren immer angenehm. Ehrlich, unaufgeregt, menschlich.
Als ich ihn heute traf, war plötzlich alles wieder da: die Trauer, der Schmerz, die Erinnerung. Dieser Nachbar war nämlich derjenige, der mich damals abgeholt hat, als meine Mama im Januar 2023 gestorben ist.
Ein Moment, den ich nie vergessen werde
Ich war mit dem Fahrrad bei ihr, bis zum letzten Moment. Als sie gegangen war, kam sofort dieser Impuls: Ich muss ihren kleinen Wellensittich, Puschel, hier herausbringen.
Ich wollte nicht, dass er allein im Zimmer meiner Mama bleibt. Also rief ich ein Taxi. Und es kam ausgerechnet mein Nachbar.
Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich sagte ihm, dass meine Mama gerade gestorben war und dass ich ihren Vogel jetzt zu mir holen wollte. Seine Reaktion war unglaublich feinfühlig. Keine großen Worte, kein Mitleid, einfach echtes Mitgefühl. Dieses stille Dasein hat mir damals unheimlich gutgetan. Es war tröstlich zu wissen, dass da jemand ist, der versteht, ohne viel zu reden.
Wenn Trauer plötzlich wieder auftaucht
Heute, beim Wiedersehen, kam die Traurigkeit wieder hoch. Fast drei Jahre ist es nun her, und trotzdem war sie plötzlich wieder da. Ich glaube, die meisten Menschen können das nachvollziehen.
Aber während ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, wie unterschiedlich Trauer in unserer Gesellschaft bewertet wird. Wenn jemand um einen Menschen trauert, sagen alle: „Natürlich, das ist verständlich.“
Wenn jemand aber um sein Tier trauert, heißt es oft: „Jetzt ist aber mal gut.“ Oder: „War doch nur ein Tier.“
Und genau das macht mich traurig.
Trauer um ein Tier ist echte Trauer
Denn Trauer kennt keine Rangordnung. Sie hängt nicht davon ab, ob jemand zwei oder vier Beine hat. Sie entsteht da, wo Liebe war.
Wenn wir ein Tier verlieren, verlieren wir ein Familienmitglied. Einen Freund, einen Gefährten, eine Seele, die uns über Jahre begleitet hat. Darum ist die Trauer um ein Tier genauso echt und berechtigt wie die um einen Menschen.
Warum Trauer um ein Tier genauso wichtig ist wie jede andere Form der Trauer
In meiner Arbeit als Tierkommunikatorin* und Trauerbegleiterin für Menschen, die ihr Tier verloren haben, begegne ich vielen Menschen, die ihre Trauer verstecken, weil andere sie nicht ernst nehmen. Ich möchte ihnen sagen: Du darfst traurig sein. Du darfst vermissen. Du darfst weinen. Und du darfst dir Zeit lassen. So viel, wie du brauchst.
Trauer ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Liebe.
Und genau dort begleite ich Menschen: in dieser stillen, oft unverstandenen Zeit. Ich höre zu, halte Raum, ohne zu bewerten, einfach da, wo Worte nicht mehr reichen.
Ein Raum für deine Trauer – egal, ob Mensch oder Tier
Wenn du also jemanden verloren hast, ob Mensch oder Tier, dann sei liebevoll mit dir.
Trauer zeigt, dass du geliebt hast. Und das ist etwas Wundervolles.
* Eine Tierkommunikation ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung! Ich stelle keine Diagnosen und gebe keine Heilversprechen.