Vor einiger Zeit hat mich Sonja Tschöpe von Tierisches Wissen eingeladen, einen Onlinevortrag über den Einsatz von ätherischen Ölen* bei Tieren zu halten. Wow – meine erste Einladung, einen Online-Vortrag zu halten!

Da ich das Thema mitbestimmen durfte, habe ich natürlich eines meiner Herzensthemen in den Ring geworfen: die Begleitung von ängstlichen und unsicheren Tieren mit ätherischen Ölen. Der Online-Vortrag „Mut kommt durch die Nase“ war geboren.

Doch wie wirken ätherische Öle auf unsere felligen Lieblinge? Was ist bei der Anwendung der Öle zu beachten? Wie weiß ich, welches Öl das richtige für mein Tier ist? Diese und weitere Fragen beantworte ich Dir in diesem Artikel.

Wie wirken ätherische Öle?

Allein in den letzten Jahren sind diverse Studien zum Thema „Wirkung von ätherischen Ölen auf Mensch und Tier“ veröffentlicht worden, die die Wirksamkeit von ätherischen Ölen auf den Organismus belegen. Doch wie geht das genau?

Prinzipiell ist es so, dass ätherische Öle die Durchlässigkeit der Zellemembranen von Lebewesen für Ionen beeinflussen. So können ätherische Öle Botenstoffe, die z.B. die Information „Schmerz“ transportieren, „ausbremsen“, so dass weniger Schmerzsignale an die Nerven geschickt werden. Auch Gefühle (z.B. die Gefühle im Zusammenhang mit Schmerzen) können über ätherische Öle beeinflusst werden, da Geruchsinformationen über das Limbische System verarbeitet werden. Es gibt also eine doppelte Wirkung: die Schmerzwahrnehmung wird beeinflusst, sowie der gefühlsmäßige Umgang mit dem Schmerz (z.B. von Angst hin zu Akzeptanz).

Auch kann die Produktion von Hormonen wie Endorphin und Serotonin durch bestimmte ätherische Öle gefördert werden – d.h. ätherische Öle können entspannt und glücklich machen, ist das nicht klasse?

Bei welchen Themenstellungen kann man ätherische Öle bei Tieren anwenden?

Die Anwendungsmöglichkeiten von ätherischen Ölen bei Tieren sind vielfältig. In meiner Arbeit mit Tieren setze ich ätherische Öle gerne in folgenden Themengebieten ein:

  • Bei Disharmonien, sei es im Tier selbst oder in der Tiergruppe
  • Bei kleineren Blessuren wie beginnende Katzenakne
  • Bei Zusammenführungen, im Tierschutz, beim Tierarztbesuch
  • Um das Selbstbewusstsein eines Tieres zu stärken

Gerade beim letzten Punkt habe ich schon verblüffende und schnelle Erfolge gesehen – wie eine Katze, die bereits nach der ersten Anwendung einer Ölmischung, die ich hier auch vorstellen werde, ihrer teilweise etwas grenzüberschreitenden Kumpeline mal ordentlich „Bescheid gesagt“ hat.

Apropos Katzen: an dieser Stelle möchte ich gerne einen kleinen Exkurs machen zu der Aussage „Katzen und ätherische Öle – geht nicht!“

Katzen und ätherische Öle – geht nicht? Geht doch!

Sehr oft höre ich Aussagen wie: „bloß keine ätherischen Öle bei Katzen anwenden, das ist giftig für Katzen!“. Ganz klar: das stimmt so nicht.

Allerdings ist es schon so, dass wir einiges beachten müssen, wenn wir Katzen mit ätherischen Ölen begleiten. Der Stoffwechsel von Katzen kann z.B. Terpene und Phenole nur sehr schwer bis gar nicht verstoffwechseln. Daher wende ich Öle, die diese Stoffe enthalten, nur sehr vorsichtig an, d.h. nur im Diffusor, in geringer Dosierung und nur für kurze Zeit.

Öle, die viele dieser Stoffe enthalten sind:

  • Zitrusöle, diese enthalten viele Terpene, und Katzen mögen sie i.d.R. nicht,
  • Eukalyptus, Minze, Wintergrün, Basilikum, Nelke, Oregano, Bohnenkraut, Myrte, Thymian, Lorbeer, Teebaum (dieses Öl bitte wirklich NIEMALS bei Katzen anwenden!), Zimtrinde, Jasmin. Diese Öle enthalten viele Phenole.

Gerade bei Katzen sind Hydrolate eine gute Alternative. Hydrolate entstehen bei der Destillation ätherischer Öle, und da sie nur noch Spuren des jeweiligen ätherischen Öls enthalten, sind sie sanfter und daher sicherer in der Anwendung.

Doch zurück zu den Ölen. Nicht nur bei Katzen, sondern grundsätzlich achte ich bei den ätherischen Ölen auf einige Aspekte, die ich Euch nun vorstellen möchte:

Was ist bei den Ölen zu beachten?

In meiner Arbeit mit ätherischen Ölen achte ich sehr darauf, reine, unverfälschte, hochwertige ätherische Öle zu benutzen. Solche Öle sind i.d.R. langsam und bei niedriger Hitze, destilliert worden, und die Pflanzen, aus denen die Öle gewonnen wurden, sollten am besten kontrolliert biologisch und ethisch vertretbar angebaut worden sein. Allerdings kann es schwierig werden, zertifizierte biologisch angebaute Öle zu finden, da die Kosten der Zertifizierung sehr hoch sind.

Für mich ein absolutes No-Go sind „Billigöle“, wie man sie manchmal in Sets zur Herbst- / Winterzeit im Discounter bekommt, da diese fast immer synthetische Zusätze enthalten.

Bei einigen Anwendungsformen, z.B. beim Auftragen ätherischer Öle auf die Haut Deines Tieres, kommen sog. Trägeröle zum Einsatz. Auch hier spielt die Qualität eine wichtige Rolle: am liebsten verwende ich hochwertige, kaltgepresste Öle, die idealerweise bio sind. Auch die Trägeröle suche ich nach der zu behandelnden Themenstellung aus. Hier eine kleine Übersicht, welche Trägeröle sich wofür gut eignen:

  • Olivenöl wirkt nährend, stärkend und beruhigend
  • Sesamöl wärmt, stärkt und spendet Energie
  • Passionsblumenöl fördert die Entspannung
  • Sonnenblumenöl und Traubenkernöl wirken unterstützend
  • Johanniskrautöl hat ausgleichende und tröstende Effekte

„Das ist ja alles ganz schön und gut“, magst Du jetzt vielleicht sagen, „aber woher weiß ich denn, welches Öl für mein Tier das richtige ist?“.

Welches Öl ist das „Richtige“ und wie wende ich es an?

Jetzt könnte ich es mir einfach machen und sagen: „Frag‘ mich!“, aber Scherz beiseite. Es gibt viele gute Seiten im Internet, auf denen man nachlesen kann, welche ätherischen Öle bei bestimmten Themenstellungen angewandt werden können, sowie gute Literatur. Doch bei der Vielzahl der ätherischen Öle kann man da sehr viel lesen…

Deshalb werde ich Euch im zweiten Teil dieses Blogartikels meine drei „Lieblingsöle“ für die Begleitung von ängstlichen und unsicheren Tieren vorstellen.

Vorher stellt sich aber eine ganz andere Frage: wie bekomme ich das Öl ans bzw. ins Tier, und wie weiß ich, ob mein Tier das Öl auch mag?

Ganz einfach: lass‘ Dein Tier das Öl aussuchen! In den meisten Fällen gibt es für eine Themenstellung mehr als ein Öl, das man anwenden kann. Bei Katzen und Hunden kannst Du die verschlossene, nicht mehr versiegelte Flasche mit dem Öl zum Schnuppern anbieten. Aber Vorsicht: ich habe schon Hunde erlebt, die ein Öl „zum Fressen gern“ hatten, also aufgepasst! Bei großen Tieren wie Pferden halte ich dem Tier die geöffnete Flasche hin, und auch hier gilt es aufzupassen, dass das Pferd sich nicht die Flasche stibitzt.

Wenn nun klar ist, welches Öl bzw. welche Öle es sein dürfen, stellt sich die Frage, wie das Öl ans bzw. ins Tier kommt. Hier gibt es im Wesentlichen drei Methoden:

  • Inhalation: hier werden die Öle mit einem Diffusor vernebelt. Diese Methode ist am sanftesten und sichersten.
    Das Tier sollte aber jederzeit die Möglichkeit haben, den Raum zu verlassen.
  • Oral: die Öle werden dem Tier eingegeben oder über das Futter verabreicht
  • Topisch: Öle werden auf das Fell / die Haut aufgebracht

Gerade bei Katzen bin ich ein absoluter Fan des Inhalationsprinzips, d.h. dem Vernebeln des ätherischen Öls über einen Diffusor. Diese Methode ist die sanfteste, und das Tier hat jederzeit die Möglichkeit, sich dem Duft zu entziehen, wenn es genug hat.

Wenn die ätherischen Öle dem Tier eingegeben bzw. auf die Haut aufgetragen werden sollen, müssen manche Öle mit einem Trägeröl verdünnt werden. Gerade bei kleinen Tieren wie Katzen oder kleinen Hunden ist das in den meisten Fällen notwendig.

Achtung Mathealarm: so rechne ich die Verdünnung:

  • Katzen, kleine Hunde: 3-6 Tropfen ätherisches Öl auf 80-90% verdünnen, d.h.:
    • 1 Tropfen = 0,05ml
    • 6 Tropfen = 0,3 ml
    • Auf 90 % verdünnt: 0,3 x 90 = 27 ml Trägeröl
  • Große Hunde:
    • 3-5 Tropfen pur
    • Achtung: Öle mit hohem Phenolgehalt sollten verdünnt werden

Ausblick

Nachdem wir in diesem Artikel geklärt haben, wie ätherische Öle auf uns und unsere Tiere wirken, bei welchen Themenstellungen wir die Öle für unsere Tiere einsetzen können und was bei der Anwendung zu beachten ist, werde ich Euch im zweiten Teil dieses Artikels meine drei Lieblingsöle vorstellen, die ich bei der Begleitung von ängstlichen und unsicheren Tieren nutze.

Also, seid gespannt und stay tuned!

 

* Eine Behandlung mit ätherischen Ölen ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung! Ich stelle keine Diagnosen und gebe keine Heilversprechen.